– geschrieben von Sensei Frank –
Am 26.10.17 war es soweit: Das Team Deutschland startete nach Spanien zur diesjährigen Europameisterschaft der IKO Matsushima. Der Großteil des Teams wurde vom MTV München gestellt! Bei bestem Wetter landeten wir motiviert am Flughafen von Barcelona. Nach einer zweistündigen Busfahrt waren wir am Ziel und bezogen unsere Hotelzimmer, direkt am Strand von Santa Suzana.
Unsere Greta ist in der Klasse der 16/17-Jährigen für Deutschland angetreten. Im Poolsystem durfte sie – natürlich nacheinander – gegen nicht weniger als drei Kontrahentinnen antreten. Diese erwiesen sich, entsprechend den Erwartungen einer Europameisterschaft, als leistungsstarke und bereits erfahrene Kämpferinnen. Greta hat sich gegen alle wacker geschlagen. Schlussendlich konnte sie den dritten Platz auf ihrer ersten Europameisterschaft für sich verbuchen: Wir gratulieren! Eine hervorragende Leistung! Greta hat das Zeug dazu, in Zukunft noch viel von sich hören zu machen!
Mit der Europameisterschaftsteilnahme am Samstag war es jedoch nicht getan. Am nächsten Tag folgte für unsere Senseis Stefan und Andy die Prüfung zum sage und schreibe nunmehr VIERTEN (!) DAN, auf die sie sich monatelang vorbereitet haben. Nach einem letzten vorbereitenden Seminar, welches von Kancho Matsushima höchstpersönlich geleitet wurde, traten die Dan-Anwärter vor den kritischen Augen Kanchos, sowie der hochgraduierten Shihans Hanshi John Taylor (Australien) und Roman Szyrajew (Kanada) zur schweißtreibenden Prüfung an.
Nach einem fordernden Konditionstest mussten sie ihre technischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Stunde um Stunde verbrachten die Prüflinge mit dem Zeigen der vollständigen Kyokushin-Grundschule im Stand sowie dem Ido-Keiko, den Grundtechniken in Bewegung. Ein Schwerpunkt lag dabei zudem in verschiedenen Kombinationsbewegungen. Dem schloss sich die Demonstration der Kyokushin-Katas an. ALLE Katas, angefangen bei der vollständigen Taikyoku-Gruppe bis hinauf zur Sushi-Ho. Die Taikyoku-Katas und alle fünf Pinan-Katas, zudem die Sokugi-Taikyoku-Katas, mussten zudem in »Ura« (mit Körperdrehung vor jeder Technik), in Tate (mit ausschließlich geradem Verlauf des Schrittdiagramms = »Embusen«) und sogar in Tate-Ura (gerades Schrittdiagramm mit Körperdrehung) demonstriert werden. Absolute Grundprämisse bei jeder einzelnen der stundenlang demonstrierten Techniken waren die kyokushintypischen Ideale: präzise Technik, energische Geschwindigkeit, kraftvolles Kime.
Allein dieses Programm ist bereits geeignet, die Konditionsreserven physischer und geistiger Art bis zum Limit zu erschöpfen. Doch eine Herausforderung war noch zu meistern: KUMITE – das Herz des Kyokushinkarate! Vierzig Kämpfe im Vollkontakt-System müssen für den vierten Dan bestritten werden! Gewinnen sollen die Dan-Anwärter dabei mindestens die Hälfte. Das KO eines Dan-Anwärters bedeutet traditionell das Scheitern der Prüfung – ganz gleich, wie technisch hervorragend der Prüfling sich in den vorherigen Stunden präsentiert hat! Unsere Münchner Senseis haben auch diese extreme Herausforderung mit überdurchschnittlicher Leistung gemeistert. Mehrmals konnte ich aus dem Publikum besorgte Ausrufe anwesender Fan-Zuschauer hören: »Not again the german brothers!« – wenn ihre »Schützlinge« eine weitere Runde gegen Andy oder Stefan antreten mussten. Die unerbittlichen Lowkicks und Fauststöße der Beer-Brüder verschafften sich offensichtlich schnell eine gehörige Menge Respekt unter den anwesenden Kämpfern ebenso wie den Zuschauern.
Ergebnis unseres Spanientrips: Ab sofort kann das Dojo des MTV München stolz auf zwei neue Träger des vierten DAN sein. Eine seltene Ehre – ich glaube, seit Gründung des Dojo hat es hier keine höheren Graduierungen als den dritten DAN mehr gegeben! Alles in allem also ein voller Erfolg für uns Münchner Karateka und den MTV: Eine Mannschaft, die mit einer Drittplatzierung bei einer Europameisterschaft sowie zwei neuen Trägern des vierten DAN’s nach Hause kehrt, sieht man schließlich nicht alle Tage!